29 Stundenlauf in Zehdenick 2018

20:22

Die ganze Woche schon freute ich mich auf diesen Lauf, auf die 29 Stunden von Zehdenick. Dieser sollte mir zeigen, wo ich aktuell stehe oder woran ich bis zu den 100 Meilen Berlin noch arbeiten muss.

Wie einige andere Läufer, reiste auch ich schon am Freitag an, stellte mein Zelt auf, half anderen und dann ging es zum Essen. Das italienische Restaurant 'Da Vinci' an der Havel finde ich empfehlenswert.

Beim Zehdenicker Stadtsportfest gibt es neben Fußballturnieren, Volleyball, Drachenbootrennen auch einige Laufveranstaltungen, unter anderem den 29 Stundenlauf. Es war dort bereits meine dritte Teilnahme, jedoch noch nie von Anfang bis zum Ende. 2016 stieg ich morgens um sechs Uhr und 2017 um fünf Uhr ein.

Die Nacht von Freitag zu Sonnabend war eher bescheiden, so stand ich gegen 6 Uhr auf und ging spazieren. Jörn war auch schon unterwegs und begleitete mich zum Bäcker. Für Brötchen hatte er schon gesorgt. Danke.

Kurz vor dem Start wurden wir darüber informiert, das Saskia Barth, die Hauptverantwortliche für das Stadtsportfest, im Krankenhaus liegt und von ihrer Tochter Josefine und ihren Helfern vertreten wird. Ich möchte vorweg sagen, das sie ihre Mutter großartig vertreten hat. Das Zusammenspiel aller Helfer war sehr gut, speziell am Abend und in der Nacht.

Start war um 10 Uhr und für 29 Stunden hieß es nun laufen, soviel man möchte. Die Meldeliste las sich sehr vielversprechend. Ich war beeindruckt, wie viel Ultra (Lauf) Erfahrung bei dieser eigentlich kleinen Laufveranstaltung am Start war. Die LG Mauerweg zahlreich vertreten, ebenso die Pankrunners und LG Nord Berlin. Genau wie ich, nutzen einige Läufer diesen Lauf als Trainingslauf für die 100 Meilen.

Eine große Veränderung gegenüber der letzten Jahre war die automatische Rundenzählung. Noch im letzten Jahr musste man bei jeder abgeschlossenen Runde seine Nummer rufen und dann wurde ein Aufkleber auf das entsprechende Blatt geklebt.
Rundenzählung aus dem Jahr 2017
Ich hatte mir drei Ziele gesteckt.
Ziel eins: Wie lange brauche ich vom Start (in Gedanken Jahn Sportpark) nach Teltow? Um 16:30 Uhr muss man die Zeitnahme verlassen haben.

Runden wurden gedreht, die Stimmung auf der Strecke war gut. Und das durchweg. Interessante Gespräche hier und da, neue Gesichter, neue Geschichten. Super.
Andreas Urbaniak und Sascha Dehling, zweiter Platz beim Mauerweglauf 2017, liefen zusammen und überrundeten mich x-mal. Ebenso Thomas Paschy, der Gewinner der letzten zwei Jahre, Benjamin Brade, Anke Schülke. Nur nicht aus der Ruhe bringen lassen, ich mach mein Ding.

Beim erreichen der Marathondistanz bestellte ich mir eine Pizza, wechselte für die nächsten knapp 20 Kilometer von Laufschuhen zu Sandalen. Das tat gut. Die Muskeln wurden nun anders beansprucht, ein anderes Laufgefühl. Nach 8:01 Stunden erreichte ich mit ausreichenden Pausen in Gedanken Teltow. 2,5 Stunden vor cut-off.
Das nächste Ziel: Schloss Sacrow nach 91 Kilometern! Ich wechselte zu meinen Laufschuhen zurück und war erstaunt, welch leichtes Laufgefühl ich in meinen Beinen spürte. Ich gönnte mir sehr viele Pausen (über 90 Minuten) und hatte so zu diesem Zeitpunkt immer ein Gefühl von Frische.
Es war mittlerweile dunkel und auf dem Sportplatz flimmerte auf einer großen Leinwand ein Wunschfilm.

Kilometer 91 beendete ich nach 14:52 Stunden, daher, mehr als 90 Minuten vor Toreschluss. Ziel zwei auch erreicht.

Ziel drei: 100 Kilometer erreichen, was für mich eine neue Bestweite wäre, aber erst nach der Pause.

Ich lag im Zelt, war müde, aber in einen Tiefschlaf fiel ich nicht. Jeden einzelnen Läufer hörte ich und konnte zuordnen, ob es ein Staffel- oder Ultraläufer war.
Ich ruhte zwei Stunden und brauchte dann ca. eine Runde, bis ich wieder in den Laufschritt wechselte. Zum Frühstück um 5 Uhr gab es Nudeln, zum zweiten Frühstück gegen 7 Uhr zwei halbe Brötchen mit Marmelade und Nutella. Endlich hatte ich mal wieder ein Sättigungsgefühl.
Frühstück um 5 Uhr
Um 5:35 Uhr zeigte die Uhr 100 Kilometer an. Ich freute mich. Alles was jetzt noch kommt, war ein Geschenk. Jeder Schritt bedeutete einen neuen Rekord für mich. Meine Gehpausen wurden zu diesem Zeitpunkt länger, was für mich in Ordnung war. Hauptsache in Bewegung bleiben.

Der Sonntagvormittag verging schnell, es war immer etwas los. Drachenbootrennen, noch ein Fußballturnier, Kinderlauf, Gottesdienst. Herrlich.
Mit Max Bisanz lief ich hin und wieder und während einer Runde, zog er das Tempo an. Ich blieb erstaunlicher Weise und ohne Probleme dran und beendete Kilometer 116 in 5:27. Das tat gut und machte die müden Beine munter. Auf der Treppe ließen wir Thomas Paschy nicht vorbei, der nur sagte, er geht sie sowieso immer hoch. Mist. 😁
Des Rundendrehers liebstes Stück 
Um 11 Uhr bestellte ich mir wieder eine Pizza und holte sie nach einer weiteren Runde ab. Das klappte ganz gut in dieser Pizzeria. Zum Nachtisch gab es eine Eistüte mit Himbeeren und Sahne. Beides nahm ich im Gehen zu mir und die Pizza schmeckte auf jeden Fall besser, als gestern Nachmittag.

Ein paar wenige Runden lief ich wieder in Sandalen, dann weiter in Laufschuhen. Ich erhoffte mir dadurch wieder einen Erholungseffekt, aber mittlerweile waren die Beine zu müde. Ich legte mich hin, Beine hoch am Zaun (von Jörn abgeguckt. In Ungarn sagte er immer wieder: Beine hochlegen :)) und kurz die Augen zu.
Meine Familie war um kurz vor 14 Uhr da und ich freute mich sehr, meine Frau und die Kinder zu sehen.

Während des ganzen Laufes konnte man live verfolgen, auf welchem Platz man war, wieviele Runden man absolvierte und die daraus resultierenden Kilometer. Zu meinem erstaunen war ich über viele Stunden auf Platz 9. Um 14:50 Uhr brach ich zur letzten Runde auf und dann waren auch für mich die 29 Stunden vorbei. Wow. Was für ein toller Lauf.

Herzlichen Glückwunsch zum dritten Sieg in Folge an Thomas Paschy. 178 Runden (213,6 Km) lief er. Platz 2 bei den Männern ging an Jörn Künstner. 167 Runden und damit die 200 Km Marke geknackt. Einen fantastischen 3. Platz belegte Max Bisanz mit 159 Runden (190,8 Km).
Bei den Frauen lief Anke Schülke von der LG Nord Berlin mit 136 Runden (163,2 Km) auf Platz 1. Claudia Bree belegte Platz 2 mit 121 Runden (145,2 Km) und Claudia Tautz erlief sich mit 102 Runden (122,4 Km) den 3. Platz. Ganz stark gemacht. :) Glückwunsch auch an ihren Mann, der als Geher unterwegs war und einen Marathon ging. Es war so schön, wie er sich am VP freute.
Insgesamt lief ich 116 Runden (139,20 Kilometer). Auf der Uhr hatte ich 147 Kilometer. Eine ziemlich große Differenz. Wo kommt die her? Ständig in Bewegung, nicht immer Ideallinie gelaufen und mal hier und dort geguckt.

Bevor die Enten, die sich Kinder an verschiedenen Stationen verdienen konnten, in die Havel gelassen wurden, liefen alle Staffeln traditionell eine letzte Runde zusammen. Das finde ich total stark. Was für ein schöner Abschluss dieser Laufveranstaltung.

Es folgte noch die Siegerehrung und ein abschließendes Gruppenfoto.
Alles in allem empfehle ich die 29 Stunden von Zehdenick wie jedes Jahr gerne weiter. Das Team um Josefine verwöhnte uns am Verpflegungspunkt. Sie hatten auch ein Ultra Marathon hinter sich, nur eben auf eine andere Art und Weise. Am VP gab es unter anderem Kaffee, Brühe, Nudeln, Brote und Brötchen, Obst, Soft Drinks, Erdinger,... Ein unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis!
Ich bin mir sicher, das es im nächstes Jahr, wieder am Wochenende vor den Sommerferien, einen neuen Teilnehmerrekord geben wird. Bis dahin...

Danke fürs Lesen, bleibt gesund, Sport frei.

René


Ein Hinweis am Ende: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.












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