Barfuß oder Laufschuh oder beides?

10:52

Ende 2016 stolperte ich durch Zufall bei Facebook über eine Barfußlaufgruppe. Kurz reingelesen und wieder raus. Aber irgendwie hat sich der Gedanke an diese Gruppe und dem Barfußlaufen festgesetzt. Also wieder rein und schon war die nächste Empfehlung zu sehen: Luna Sandals in freier Wildbahn. Ich hatte mich viel belesen und mich letzten Endes für das Model Luna Mono entschieden. 

Beim Stechlinsee Lauf in Sandalen
Im März 2017 lief ich in den Sandalen meine ersten zwei Kilometer. Was für ein schönes Gefühl. Wie der Wind meine Füße umspielte und ich den Waldboden spürte war schon etwas besonderes. Ungewohnt, aber besonders. 
Weitere Läufe sollten folgen, aber zunächst nur ganz kurze Strecken, um Verletzungen zu vermeiden. Genau wie Laufanfänger sich langsam steigern, sollte das auch barfuß oder eben mit Sandalen so gehandhabt werden. Die Füße und Beine müssen sich erst wieder daran gewöhnen. Daran gewöhnen, wie es ist, ohne Dämpfung zu laufen, wie kleine Kinder, die das Laufen erlernen. 

Wenige Wochen später ließ ich es wieder sein, da ich in der Vorbereitung für die 100 Meilen von Berlin im August war. Meine Angst vor Verletzungen war zu groß. 
Laufen in Skinners Socks
Die Lust am Barfußlaufen kam nach der Balatonumrundung Ende März 2018 zurück. 196 Kilometer in Schuhen hinterließen schmerzende Knie. Ich bestellte mir Skinners Socken. Die 'Sohle' der Socken hat einzig den Sinn, vor Verletzungen der Füße zu schützen. Glas oder spitze Steine bleiben draußen, wobei man den Untergrund jedoch sehr deutlich spürt. Am 3. April lief ich erstmalig mit und in den den Socken. Was für ein tolles Laufgefühl. Einen Tag später wurde ich auf schmerzhafte Weise an die fünf Kilometer erinnert. Es zog in den Waden. "Wieder von vorn beginnen, langsam steigern.", sagte ich mir. Die Füße sind es nicht mehr gewohnt. Mit den folgenden Läufen wurden die Strecken länger und ich wechselte wieder zurück zu den Sandalen. In diesen laufe ich mittlerweile Strecken von über 30 Kilometer. Die Sohle hat sich in der Zwischenzeit der Fußform angepasst. 
Beim Firmenlauf in Berlin
An einem warmen Frühlingstag lief ich in den Sandalen viele Kilometer am Wasser entlang. Immer wenn mir danach war, setzte ich mich ans Ufer, ließ meine Füße langsam ins Wasser gleiten und genoss die Abkühlung. Kurz darauf lief ich weiter. Das ist zwar mit Laufschuhen auch möglich, aber um einiges aufwendiger. Wer möchte schon mit nassen Füßen, in die die Socken und Schuhe schlüpfen? 

Was bringt / brachte mir das Barfußlaufen oder das Laufen in Minimalschuhen? 

  1. Eine Veränderung des Laufstils. Die Barefoot Academy lobte meinen Laufstil in den Socken. Wenngleich mir mein Laufstil in Schuhen immer noch schwerfällig vorkommt. Wie auch immer, ich nehme das gerne als Kompliment von Leuten, die wissen, wovon sie reden, an. 
  2. Schnelligkeit: Folgende Frage stellte ich in der Barfußlaufen Community: "...Besteht die Möglichkeit, dass mich das viele Laufen in Sandalen oder barfuß bei gleicher Anstrengung schneller macht?..." - Die Antwort lautete: "...Ja du nutzt deine Faszien, bist besser ausgerichtet und läufst daher effizienter und energiesparender. Auch in Laufschuhen..." Das kann ich so bestätigen. In Laufschuhen, aber auch in Sandalen kann ich weit unter fünf Minuten laufen. 
  3. Den Wind zu spüren, der bei jedem Schritt um die Füße weht, habe ich schon erwähnt. 
  4. Da ich auch im Alltag häufiger in den Lunas oder aber in Leguanos aktiv (Made in Germany) unterwegs bin, habe ich für mich festgestellt, dass ich mich nach einem Tag in 'festen' Schuhen freue, zu Hause barfuß zu laufen. Und meine Füße auch. 
  5. Keine Gelenkschmerzen, veränderter (aufrechter) Gehstil. 
Es gibt bestimmt viele weitere positive Argumente zu diesem Thema. Körperliche Nachteile konnte ich bisher nicht feststellen. Finanziell sind diese Schuhe bestimmt nicht gerade erschwinglich. Auch ich habe lange überlegt, mir die Leguano aktiv kaufen, die mit 140 Euro zu buche schlagen. 
Längere Wegzeiten einplanen sollte man auf jeden Fall. Durch den anderen / neuen Gehstil sind die Schritte kürzer und man braucht etwas länger, als in festen Schuhen. 
Heißt es nun, dass ich gar nicht mehr in festen Schuhen laufen möchte? Nein, darauf freue ich mich genauso. Abwechslung für die Füße. 

Ebenso, wie es Veganer gibt, die ihre Ernährungsform als die einzige richtige sehen und andere davon überzeugen wollen, es ihnen gleich zu tun, gibt es auch solche total überzeugten Menschen unter den Barfußläufern. Das mag ich nicht. Jeder soll für sich herausfinden, was zu ihm / ihr passt. Der Rest kommt von allein. 

Was auch immer ihr unter den Füßen tragt (oder auch nicht), bleibt gesund und vergesst nicht, langsam anzufangen, falls ihr es mal probieren möchtet. 

Sport frei, 

René 

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