Wie ist es, die Nacht durchzulaufen? Was für Herausforderungen gibt es? Wie reagiert mein Körper oder besser mein Kopf? Diesmal war es nicht einfach. Ich habe den Mann mit dem Hammer nicht gesehen, denn er schickte seine Armee. Und die kämpfte sehr hart.
Am vierten Juli Wochenende fand der Nachtlauf meines Vereins, der LG Mauerweg, statt. Es werden drei verschiedene Tempogruppen angeboten, die Schnelle, die Mittlere und die, ich nenne es mal "Die Genießer". Die Genießer sollten in einer Pace von 7:00 - 7:30 min/km laufen.
Start war in Berlin Heiligensee, das Ziel hieß Wannsee und die Strecke entsprach fast immer dem ehemaligen Mauerverlauf.
Aufstehen am Samstag um 6:45 Uhr, ein Nickerchen von ca. einer Stunde gegen Mittag und das war's. Müdigkeit war also vorprogrammiert.
Kurz vor 22 Uhr liefen wir los Richtung Henningsdorf und die Temperaturen, bzw. die sehr hohe Luftfeuchtigkeit versprachen einen anstrengenden Lauf. Einige Male dachte ich an den Dschungel in Malaysia, an der indonesischen Grenze. Dort war es auch so schwül. Nach heftigen Regenfällen am Nachmittag war ich jedoch froh, dass es wenigstens von oben trocken blieb.
Nach zehn Kilometern erreichten wir den ersten Verpflegungspunkt (VP). Ein gut gedeckter Tisch mit Essen und Getränken.
Beim zweiten VP wurde noch mehr aufgefahren. Nochmals ein ganz großes Dankeschön an das VP - Team für die sehr gute Versorgung.
Beim zweiten VP wurde noch mehr aufgefahren. Nochmals ein ganz großes Dankeschön an das VP - Team für die sehr gute Versorgung.
An einigen Stellen war es während des Laufes sehr dunkel, ohne Lampe würde man nichts sehen. Nicht mal seine eigene Hand vor den Augen.
Bereits nach VP 2 haderte ich mir, ob ich früher aussteigen soll. Diese Frage stellte ich mir von Zeit zu Zeit immer wieder. Doch wie nach Hause kommen? Ich suchte nach Ausreden, um früher aufzuhören und gleichzeitig nach Antworten, warum ich weiter laufen sollte? Das war wie Engel und Teufel auf den Schultern. Die Erhöhungen im Spandauer Forst waren auch nicht ohne, kosteten etwas viel Kraft. Einige Passagen liefen wir hoch.
Wieder waren tolle Gespräche möglich. In meiner Gruppe lief eine geballte Ladung Lauf wissen / Lauferfahrung mit und die eine oder andere Perle pickte ich mir raus. Zeitweise war es aber auch ziemlich still in der Gruppe.
5:28 Stunden unterwegs, Kilometer 38,5 VP 4. Hier beschloss ich meinen Ausstieg an einen der folgenden VPs. Meine Beine waren unglaublich schwer und noch knapp 30 weitere Kilometer bei diesen schwülen Temperaturen wollte ich mir nicht antun.
Nun aber erstmal nach Sacrow rein. Am Schloss Sacrow wird sich beim Mauerweglauf der zweite Wechselpunkt nach 71 km befinden. Im Moment läuft es einigermaßen und ich weiter Richtung Potsdam. Von dort komme ich gut weg.
Vom VP 6 waren es nur noch zwölf bis dreizehn Kilometer bis zum Ziel. Keine Entfernung - normalerweise. Es war nun schon hell und im Gegensatz zu letzten Sonntag in Zehdenick fand ich meine Leichtigkeit nicht. Der wenige Schlaf war nicht so das Problem, aber die Umstände. In Griebnitzsee liegt der S-Bahnhof direkt an der Strecke. Super. Dort habe ich dann auch die 60 km voll, die heute im Trainingsplan standen. Aber knapp sechs, sieben Kilometer vor dem Ziel aussteigen? Nee. Weiter geht's. Das schaffe ich noch, egal, wie lange es dauert.
Einfach mal verstecken :) |
Wannsee erreicht und Belohnung voraus. Nach 9:49 Stunden wurde ich mit einem Applaus der wartenden Läufer_innen empfangen, freute mich über ein leckeres alkoholfreies Bier und die bevorstehende Dusche.
Erkenntnisse des Laufes:
- Ich bin noch nie eine Nacht durchgelaufen.
- Mehrmals stand ich vor der Entscheidung, den Lauf zu verlassen und habe es trotzdem durchgezogen. Wie auch immer.
- Die Holzhammer-Armee habe ich besiegt.
- Die Batterie der Lampe hält eine eine Nacht ohne nachzuladen.
- Ich bin noch nie eine Nacht durchgelaufen.
- Mehrmals stand ich vor der Entscheidung, den Lauf zu verlassen und habe es trotzdem durchgezogen. Wie auch immer.
- Die Holzhammer-Armee habe ich besiegt.
- Die Batterie der Lampe hält eine eine Nacht ohne nachzuladen.
Das sollte jetzt kein Jammer Beitrag werden, sondern zeigen, dass nicht immer alles so glatt läuft und man gegen sich und seinen Schweinehund kämpfen muss. Der Gefühl des Sieges ist unbeschreiblich.
Aber jetzt wird gejammert. Meine Füße wurden ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Viele kleine Schwellungen und Rötungen. Mimimi.
Kein Regen in der Nacht, dafür aber danach. Und das Richtig... In der S-Bahn nochmals umgezogen.
Die Strecke als Animation: Bitte hier klicken!
In diesem Sinne, bleibt gesund.
Der Genussläufer René
Distanz: 67,11 km
Zeit: 9:49:43 h:m:service
Pace: 8:47
Kalorien: 4757
Zeit: 9:49:43 h:m:service
Pace: 8:47
Kalorien: 4757