Klosterfelder Open - 24 Stundenlauf

15:08

Sonnabend, 27. Juni um 5:30 Uhr werde ich wach, typischer Wochentagsrhytmus, hätte gerne noch länger geschlafen. Ich hatte noch genügend Zeit, um entspannt mit Kaffee und Frühstück in den Tag zu starten. Und doch ging mein Blick immer wieder Richtung Uhr. Meine Sachen waren gepackt, die Kühlbox mit Akkus, Getränken und Essen gefüllt und um 8:15 Uhr fuhr ich schließlich ins 24 Kilometer entfernte Klosterfelde, wo die Klosterfelder Open stattfanden. Eine Veranstaltung, organisiert von Jörg und Silke Stutzke. Danke für die unkomplizierte Anmeldung. Start war um 10 Uhr für den 24 Stundenlauf und um 20 Uhr für die 12 Stunden. Für den Tag zeigte der Wetterbericht 31 Grad. 


Nach meiner Ankunft und Begrüßung kümmerte ich mich um meine Sachen. Eine Teilnehmerliste war vorher nicht einsehbar, aber dieses Starterfeld war schon beeindruckend. 

Ich freute mich sehr, meine Vereinskollegen Anja und Patrick wiederzusehen und mit ihnen hoffentlich die eine oder andere Runde zu drehen. Mark und Thorsten 'Ossi' trafen auch ein und das kribbeln im Bauch wurde stärker. 

Kurz vor 10 Uhr ein kurzes Briefing von Jörg, ein Gruppenfoto und dann ging es schon los. 24 Stunden - auf geht's. 
Wie kommt es, das so ein Lauf so kurzfristig angesetzt wurde? Anke Schülke wollte an diesem Wochenende beim 24 Stundenlauf in Reichenbach an den Start gehen, der jedoch, wie viele andere Läufe abgesagt wurde. Sollten all die ganzen Trainingsmonate umsonst gewesen sein? Nein. Jörg, der Anke trainierte, rief eben diesen Lauf ins Leben. Mit vermessener Strecke und Zeitnahme. Was für eine großartige Idee und Wertschätzung für Anke, deren Ziel nicht weniger als 200 Kilometer waren. 

Die ersten Runden, á 2,595 Kilometer, lief ich gut und ziemlich flott, viel zu schnell. Ich habe es einfach Laufen lassen, fühlte sich nicht immer schnell an. Mein erstes Zwischenziel war der Halbmarathon, dann wollte ich eine Pause machen und etwas essen. 

Mark und Ossi drehten ihre Runden und wurden zunächst von Mark seiner Frau Sina betreut. Mark wollte Thorsten bei seinem ersten Hunderter begleiten. Seine Bestweite waren bis dahin 75 Kilometer. 

Es sind meistens die kleinen Sachen, die mir unterwegs Freude bereiten. Auf der einen Seite der Strecke der eigene Verpflegungspunkt (VP) an der Zeitnahme, auf der anderen Seite die Erfrischungen aus dem Eimer und dem Rasensprenger. 
Der Rasensprenger blieb über Stunden an und am Abend bedankte ich mich beim 'Spender'. 

Meine Frau brachte mir am Nachmittag noch ein paar Sachen vorbei und nun sollte es an nichts mehr fehlen. Vanni besuchte uns mit seiner Tochter und Mama Vanni und brachte Eis mit, Silke reichte uns Melone, tolle Gesten. Dafür, das der Lauf als Selbstverpflegung ausgeschrieben war, wurden wir doch ziemlich verwöhnt. Ob WC Nutzung, Dusche oder einfach nur frisch machen war zu jeder Zeit möglich. Auch dafür ein großes Dankeschön. 
Ich sammel ja bei solchen Läufen gerne Erfahrungen, beobachte andere und versuche die guten Dinge für mich in zukünftige Läufe zu übernehmen. Bei dieser geballten Ultrakompetenz, die hier vor Ort war, gab es einiges, was ich für mich mitnahm. Stefan 'Stu' Thoms gab mir hin und wieder Tipps, auf was ich achten und nicht vergessen sollte. Genau, wie ihn, kannte ich auch einige andere nicht, die hier schon ihre Runden drehten oder bald starten sollten. Und trotzdem durfte ich wieder einmal viel Unterstützung erfahren. Eine tolle Gemeinschaft. 
Tuch in Wasser getränkt erfrischte ungemein

Der Abend brach an und die Temperaturen kühlten sich etwas ab. Die 12 Stunden LäuferInnen waren mittlerweile auf Strecke und gegen 21:30 Uhr hatte ich Kreislauf- und Magenprobleme. An Essen war nicht zu denken, nur der Gedanke daran verursachte schon Probleme. 45 Minuten saß ich zugedeckt im Stuhl, um mich zu erholen. Versuche aufzustehen, scheiterten. Ich hatte meine Startnummer schon abgenommen und innerlich mit dem Lauf abgeschlossen. Gutes zureden von Mark, Anja und Patrick hielten mich im Rennen. Ich sagte, ich gehe jetzt eine Runde und danach entscheide ich, ob ich weiter laufe oder nicht. Es ging gut, also noch eine Runde und noch eine und schon waren +18 Kilometer weg. Es lief wieder, aber an Essen war immer noch nicht zu denken. Dafür viel trinken. 

Anke drehte Runde um Runde, tolles Tempo nach so vielen Kilometern. Wie ein Uhrwerk. Tick, tack, tick, tack. 

Ich lief zwei Runden mit Mark und Ossi, der gegen 2 Uhr sein Ziel, die 100 Km, erreichte. Herzlichen Glückwunsch. Eine super Leistung unter nicht einfachen Bedingungen. 
Zwei Runden lief ich mit Anja, jede Unterhaltung lenkte ab. Insgesamt ging es mir viel besser, als einige Stunden zuvor und mittlerweile setzte auch der Appetit wieder ein. Zum Frühstück um 4:30 Uhr gab es kühlen Kartoffelsalat. Sehr lecker. 

Die aufgehende Sonne brachte Energie zurück, ich fühlte mich an die 100 Meilen Berlin erinnert, und Patrick war auch wieder auf Strecke Wir gingen zwei Runden, erzählten von Veranstaltungen und sonstiges und dann war wieder jeder für sich unterwegs. 
Ich hielt mich wieder an meine 500 Meter laufen und 150 Meter Gehen Strategie. Das lief gut und ich kam voran. Wie schrieb meine Tochter in einem Brief beim 6 Tageslauf in Ungarn? "Kleine Schritte sind besser als keine Schritte." 
Die Anwohner konnten am Sonntag nur noch ihren Kopf schütteln, als wir immer noch unterwegs waren. Es war eine Mischung aus Anerkennung und positiv bekloppt sein. :) 

Gegen 6 Uhr hatte Anke zu kämpfen. Noch während sie sprach oder negative Gedanken zulassen konnte, schob Stu sie wieder mit ein paar Worten auf die Strecke. Keine Zeit zum nachdenken, völlig überrumpelt lief sie weiter, zum jammern keine Zeit. Das war für mich aus Beobachterperspektive die Schlüsselszene bei diesem Lauf. Ich war und bin begeistert von dieser Unterstützung.  

Mein Ziel, 100 Kilometer zu laufen, hatte ich nach 20 Stunden erreicht. Das kam mir wie eine Ewigkeit vor. Mein nächstes Teilziel war, mich in der Wertung vor Mark zu setzen, der nicht mehr auf Strecke war. Das heißt noch drei Runden laufen und dann ist Schluss. Endlich Beine hoch. Als ich die gelaufen bin, riefen Anja und Patrick von der Seite, ich solle noch eine Runde laufen. Gesagt, getan. Das wiederholte sich dann nochmals.  
Nun war ich bei 108 Kilometern. Dann kam Benjamin 'Benjy' Brade ins Spiel, der aktuell Zweitplatzierte bei den Männern. "Lauf weiter, dann kriegst du mich noch", sagte er. Nee, das sind noch acht Kilometer. Die nächste Runde schaffte ich in 21 Minuten, es war genau 9:20 Uhr. Wieder ermutigte er mich weiter zu laufen. Ich rechnete hoch und sagte, dass das nichts mehr wird. "Lauf los", sagte er. Jetzt zündete ich meinen Turbo. Die nächste Eistüte lief ich in 15:30 Minuten. Was war denn da los? Ich lief teilweise 5:20 pro Kilometer und das nach über 23 Stunden. Selbst die Berge lief ich hoch. Ja, mittlerweile waren es Berge. :) Auf zur letzten Runde, 5:23, 5:51 und 6:00 Minuten - Gleichstand mit Benjy. Die 117 hätte ich schon gerne und da bei diesem Lauf die Restmeter vermessen wurden, ging ich noch ein paar Meter weiter. Patrick rief mir zu, das es noch 216 Meter sind. Ich vergas auf die Uhr zu schauen und zählte auch nicht mit. Also bangen und warten. 219 Meter kamen oben drauf und ich beendete den Lauf mit 117,003 Kilometern. 
Anke erreichte ihr Ziel und beendete ihren Lauf nach 24 Stunden mit sagenhaften 201,480 Kilometern. Herzlichen Glückwunsch zum Gesamtsieg bei den ersten Klosterfelder Open. Ich war und bin beeindruckt und am Ende bleibt festzustellen, das sie auf den Punkt fit war. Das monatelange Training zahlte sich aus. 

Herzlichen Glückwunsch auch an Anja zum 3. und Patrick zum 2. Platz in der Gesamtwertung. Ganz tolle Leistungen auch von euch. 

Zum Abschluss der Veranstaltung gab es eine sehr schön gestaltete Urkunde und eine Tasse zur Erinnerung, beides von Silke entworfen. Großes Kino. 
Vielen Dank an Silke und Jörg für die Ausrichtung. Es war mir eine Freude, dabei zu sein. Eine kleine, aber sehr feine Gemeinschaft, die sich an diesem Wochenende in Klosterfelde die Beine vertrat. Erfahrungsaustausch, Motivation, Unterstützung, hier gab es alles. 

Zu Hause wartete ein leckeres Essen auf mich und drei Stunden Schlaf. Herrlich. 
Hier die Ergebnisse beider Läufe von der DUV Seite: 


Danke fürs lesen, bleibt gesund

René 


Es folgen alle Bilder, nicht sortiert. 





















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