11. Balaton Supermathon

21:31

Der Wecker klingelte um 3:30 Uhr, da war ich jedoch schon wach. Es war eine kurze und unruhige Nacht. Abfahrt war um 4:30 Uhr, meine Schwester fuhr mich zum Flughafen nach Schönefeld. Fast eine Stunde dauerte es von Tür zu Tür.

Das Video zum Bericht

Nach der Gepäckabgabe lief ich gleich durch zur Sicherheitskontrolle. Einmal nackig machen. Na ja, nicht ganz, aber hätte ja sein können.


Die ersten zwei bekannten Gesichter, die mir entgegenkamen, waren Isi und Jörn. Kurz danach trafen Matze und Bine ein, schließlich noch Patricia, Helga und Andrea.

Im Flieger saß Andrea neben mir und wir erzählten über dies und das. Unsere Gespräche sollten sich in den nächsten Tagen noch fortsetzen.
Ankunft in Budapest, weiter mit dem Bus, der U-Bahn, mit dem Zug, dem Taxi und schließlich noch zu Fuß. Kurz vor der Ankunft in Siofok fuhren wir eine kurze Weile parallel zum Balaton. Blauer Himmel und Sonnenschein ließen einen wunderschönen Blick auf den See zu. Diesen sollen wir nun in den nächsten vier Tagen umrunden. Unvorstellbar.



Am Nachmittag standen noch die Abholung der Startnummer und ein kurzer Spaziergang an. Den Abend wollte ich ruhig ausklingen lassen und mich entspannen, was aber nur teilweise gelang. Zum einen war da diese innere Unruhe, zum anderen war das Haus sehr hellhörig. Man konnte wirklich alles hören... Gegen 23 Uhr war es dann endlich ruhig. “Gute Nacht!”.






Die erste Etappe am 22. März - Siófok -> Fonyód 

Wecken um 6:30 Uhr. Langsam wach werden und einen Kaffee genießen. Sachen nehmen und zum Hotel Magistern gehen. Das Zimmer war erfreulicherweise um 8:00 Uhr schon bezugsfertig. Ein kurzes Frühstück und anschließend traf ich die letzten Vorbereitungen für den Start.

 

Die Aufregung stieg von Minute zu Minute. Noch ein Abstecher zum Wasser, ein Foto und ab zum Treffpunkt mit den anderen Startern der LG Mauerweg. Zehn, neun, acht… drei Minuten bis zum Start der ersten von insgesamt vier Etappen. Schnell noch ein Gruppenfoto, die letzten zehn Sekunden werden runter gezählt und unter Applaus liefen wir bei sonnigem Wetter los. Knapp drei Monate Training mit mehreren hundert Kilometern lagen hinter und nun 196 km vor mir.


Jede Etappe hatte drei Zeitnahmen. Zwei unterwegs und die im Ziel. Für jedes Teilstück hatte ich mir eine Strategie zurecht gelegt, um am Ende locker ins Ziel zu kommen. War es so? Die ersten von 48 Kilometer führten durch Siófok und die ausgelassene Stimmung im Läuferfeld verleitete fast dazu, schneller unterwegs zu sein, als geplant. 6:30 min/km sollten es im Schnitt auf den ersten 16 km sein. Das funktionierte wunderbar, mit einem Vorsprung von 15 Minuten kam ich beim ersten Check-point an. Sehr komfortabel. Die ‘gelbe Wand’ lief nun nicht mehr zusammen und zog sich auseinander.



Von Andrea trennte ich mich nach ca. 21 km, sie hatte mit sich zu tun und es war für sie eine entscheidende Phase. Also lief ich die letzten knapp 27 km alleine. Die schönsten Abschnitte waren die, die direkt am Balaton entlang führten.
 


Ansonsten gab es viele lange Geraden. Es war windstill und sonnig und die Strecke zog sich teilweise wie Kaugummi. Nach 23 km hatte ich einen kleinen körperlichen Tiefpunkt und freute mich sehr auf den nächsten VP (Verpflegungspunkt). Weitere sieben Kilometer waren es bis zum nächsten VP und der zweiten Zeitnahme. Fünf Minuten Vorsprung hatte ich noch. Mit einer Pace von 7:30 sollte ich diese Etappe nun zu Ende bringen.


Bis zum Ziel lief ich oftmals in Begleitung. Der Mann mit dem Hammer war allgegenwärtig und schon auf der ersten Etappe erlebte ich emotionale hoch und tiefs. Meine neue Strategie war nun Run and walk. Zwei Minuten Laufen, eine Minute Gehen. So vergingen die Kilometer auch und ich kam dem Ziel immer näher. Zeitweise war ich ewig lang alleine unterwegs. Niemand zu sehen, keine Läufer, keine Zuschauer, nur Arbeiter hier und da. 40 Kilometer und kurz darauf die Marathon Distanz geschafft. Ich war unglaublich knapp in der Zeit und rechnete immer wieder hoch, wie lange ich noch Zeit habe, wie weit es noch ist. Meine Güte, musste das sein? Warum wurde es so knapp am Ende? Diese Etappe wollte einfach nicht enden. Obwohl ich lief, war ich war stehend k.o. Wie geht es Andrea? Wird sie den Cut-off schaffen? War sie rechtzeitig bei der ersten Zeitnahme durch? Alles in allem wollte ich das Rennen heute in den letzten 15 Minuten beenden, um am Folgetag 30 Minuten früher starten zu können. Aber nun musste ich bangen, überhaupt rechtzeitig ins Ziel zu kommen. 500 Meter vor der Ziellinie warteten Gritta und Steffen. Nicht nur, dass ich mich riesig freute, sie zu sehen, feuerten sie mich an und Gritta (sie wanderte diese und alle anderen Etappen) begleitete mich bis kurz vor dem Ziel. So konnte ich das Tempo nochmals anziehen und beendete diese Etappe schließlich mit einem grinsen im Gesicht nach über 5:57 Stunden, also vier Minuten vor Toreschluss. Matze wartete im Ziel und kümmerte sich um mich, brachte meine Tasche und mich zum Umkleidezelt. Vielen Dank nochmals auf diesem Wege.



Ich fragte ihn, ob er etwas von Andrea hörte. Leider nein. Er ging zur Zeitnahme, um sich zu erkundigen, leider auch hier keine Info. Ich war gerade dabei, mich umzuziehen und hörte, wie der Sprecher mit ungarischem Akzent rief: Andrea Mohr. Ich rannte aus dem Zelt zum Ziel und freute mich unglaublich für sie. Sie hatte es geschafft. Wahnsinn.

Die Rückfahrt von Fonyód nach Siofok mit dem Bus dauerte ca. 50 Minuten. Zeit, die ich nutzte, um die heutige Etappe zu analysieren. Was war das heute? Warum bin ich so eingebrochen? Wie soll das erst morgen auf der Königsetappe mit 53 Kilometern werden? Andrea und ich waren uns einig, von nun an zusammen zu laufen. Das beruhigte mich und sie, so glaube ich, auch. Sie ist eine Top Läuferin mit viel Erfahrung, jedoch kam sie aus einer Verletzungsphase und daher war auch ihr Ziel, nur anzukommen. Gute Nacht!

Distanz: 48,2 km
Zeit: 05:57:23 hh:mm:ss


Die zweite Etappe am 23. März - Fonyód -> Szigliget

Nach dem aufstehen zum Frühstück, Taschen geholt und rein in den Bus. Start war beim gestrigen Ziel in Fonyód. Können wir früher starten? Es gab zwei Meinungen. Und dann die Erleichterung, als die entsprechende Durchsage kam. Puh… Zwischen Ankunft und Start lagen nur knapp 30 Minuten. Das war gut, denn es war kühl. Umgezogen, alles nötige erledigt, Fotos gemacht und schon ging es auf die Strecke. 53 Kilometer lagen vor uns.


 

Die Strategie für heute war, es zum Anfang ruhiger und vor allem gleichmäßiger angehen zu lassen. Gestern 48, heute 53 Kilometer. Seit dem ich laufe, hatte ich noch nie einen solchen Doppeldecker hingelegt. Die ersten paar Kilometer waren etwas beschwerlich, aber der Körper signalisierte mir: Alles in Ordnung! :) Bis zur ersten Zeitnahme nach 16,1 km verging die Zeit relativ schnell. Gut, wenn man sich unterhalten und es einfach laufen lassen kann. Die 30 Minuten Vorsprung konnten wir bis dahin halten. Von nun an liefen Andrea und ich bis zum VP 9 hin- und wieder mal getrennt, jedoch fast immer in Sichtweite oder nur wenige Minuten auseinander. Wenn ich dachte, jetzt bin ich ziemlich weit voraus, hörte ich hinter mir ein “Hallo René”. Häh? :) Am Checkpoint Nummer zwei, den ich mit noch ca. 23 Minuten Vorsprung erreichte, hatte ich eine kurze Unterhaltung mit dem Renndirektor. Er war auf allen Etappen irgendwie überall. Immer mit dem Roller unterwegs, erkundigte er sich nach dem Wohlbefinden der Läufer, fragte ob alles in Ordnung und wie der Lauf ist? Auf einer langen Geraden konnte man wunderbar beobachten, wie er bei jedem langsam nebenher fuhr und sich kurz unterhielt. Einfach toll.



Die Sonne war mittlerweile weg und der Gegenwind kühl. Bevor ich die Musik am Telefon auf maximale Lautstärke drückte, drehte ich mich um, um mich zu vergewissern, dass niemand hinter mir ist. Ich wollte nicht riskieren, eine Zeitstrafe wegen schlechten Gesangs zu erhalten :) Der Zeitvorsprung wurde weniger und ich fing wieder an zu rechnen. Aktuelle Zeit, wie viele Kilometer noch, Abgleich an den VPs 7 +17 Minuten und 8 +12 Minuten. Wie erwähnt, liefen Andrea und ich ab VP 9 (45,5 km) wieder zusammen. Nur noch knapp über sieben Kilometer. Wir führten Kämpfe gegen den Wind, gegen die Zeit und vor allem gegen uns selbst. Gespräche lenkten wieder ab.




Das Ziel ist in Sichtweite, der höchste Anstieg dieser Etappe demnach auch. Mit einem ‘komfortablen’ Vorsprung von sechs Minuten vor Toreschluss erreichten wir nach 53 Kilometern und 7:25 Stunden das Ziel. Warum musste es wieder so knapp werden? Andrea und ich freuten uns, auch dieses Teilstück geschafft zu haben.


Im Ziel gab es einen kleinen Schluck Palinka aus der Flasche. Meine Güte war der lecker. Mehr als ein kurzes Verschnaufen auf der Bank war nicht drin, denn erstens war es kalt und zweitens fuhr der Bus bald zurück. Den Berg runter zu laufen, war fast noch anstrengender, als hoch.








Am Abend ließ ich mich nach dem Abendessen im Hotel noch massieren. Sehr schön. Etappe 3 wird die kürzeste sein. Doch wie werden wir uns schlagen? Nur so viel… Nee, da müsst ihr schon weiterlesen. ;) Gute Nacht.

Distanz: 52,9 km
Zeit: 07:25:04 hh:mm:ss


Die dritte Etappe am 24. März - Badacsony -> Balatonfüred

Als der Wecker gegen 6 Uhr klingelte, war ich schon wieder wach. 7 Uhr Frühstück, 8 Uhr zum Bus und Abfahrt nach Badacsony. Von dort führte die Strecke 43,6 km zurück nach Balatonfüred. Start war für die Frühstarter um 9:50 Uhr. Drei, zwei eins, los. Die Sonne wärmte etwas, aber alles in allem war es sehr kühl.


Gehirn an René:

"Na, irgendwas vergessen?”
“Nein.”
“Sicher?”
“Ja.”
“Warum trägst du eine Uhr, wenn du sie nicht benutzt?”
“Orrr.”
In die heutige Strecke wurde der Spuri MaratonFüred integriert. So war auf der Strecke fast immer etwas los. Erst starteten die Marathonläufer etwas weiter vor uns, dann die Frühstarter und 30 Minuten später die Schnellen. Die ersten Kilometer waren eine Qual. Nur mit Unterstützung der Arme, die ich wie eine Dampflok einsetzte, kam ich einigermaßen voran. Meine Beine wollten nicht gehorchen und es dauerte neun Kilometer, bis es einigermaßen lief. Bei Andrea war es nicht anders, auch sie kam nicht in Schwung. Genau, wie bei der gestrigen Etappe, holte uns Jörn an der ersten Zeitnahme ein. Wie frisch er jedesmal wirkte, war schon fast unverschämt. :) Bis zum ersten Check Point waren es 13,5 Kilometer, dafür brauchten wir 1:41 Stunden, eine gefühlte Ewigkeit.



Bei Kilometer 20 meinte Andrea, das jetzt gleich ein langgezogener Anstieg kommt und wir höchstwahrscheinlich gehen müssen. Da ist Ablenkung ein guter Rat. Wir haben ihn einfach weggequatscht, was wir drei bis vier Kilometer später realisierten. Da wartete dann schon die nächste Erhöhung. Gleiches Prinzip: Erfahrungsaustausch :)


Diese Etappe liefen Andrea und ich komplett zusammen, was sich in vielerlei Hinsicht als Glücksfall herausstellte, speziell als mein linkes Knie Schmerzsignale sendete. Ein paar Kilometer unterdrückte ich es schon, aber nach 29 Kilometern halfen auch kurzfristige Gehpausen nichts. Andrea kramte in ihrer kleinen Bauchtasche und holte ein kleines Tapepflaster raus. Leider blieb es auf dem schwitzigen Bein nicht kleben, also kramte sie weiter. Diesmal war es ein großes blaues Klebeband. Abziehen, kleben und ahhh. Der Schmerz ließ umgehend nach. Danke. Ich bin davon überzeugt, dass ihre minimalistisch gepackte Bauchtasche einen Operationssaal beinhaltete. Egal was passiert wäre, sie hätte alles nötige dabei gehabt. Skalpell, Tupfer, Pflaster,... :D


Wie sah es eigentlich mit der Zeit aus? waren wir gut unterwegs? NEIN! Beim 2. Checkpoint (KM 31) waren wir ca. 14:18 Uhr. Angegeben war 14:20 Uhr (until the 2nd relay point 14:20 (pace 7:40 minutes/km)). Das heißt, für die letzten knapp 13 Kilometer hatten wir noch 100 Minuten Zeit. Auf geht’s. Wir waren uns einig, dass wir die Zeiten an den VPs verkürzen und das Tempo anziehen müssen. Aber wie? Die Beine waren und blieben schwer und die Uhr lief runter. Mit (Zeit) Druck umgehen kann ich und ruhig bleiben ebenso. Das war jedoch eine völlig neue Erfahrung. Hier geht es darum, in der vorgegebenen Zeit anzukommen oder man findet sich nicht mehr in der Gesamtwertung wieder.


VP 6: Zeit Vorsprung sechs Minuten, noch acht Kilometer. Andrea meinte, wir haben Zeit bis 16:06 Uhr, ich sagte, in dem Heft stand bis 16 Uhr. Um nichts zu riskieren, orientierten wir uns daran. Irgendwie hatten wir beide recht. Oben stand “Ankunft 16 Uhr” und unten 16:06 Uhr. Kilometer 37: In Gedanken laufend kam mir weiter vor uns ein Profil sehr bekannt vor. Tatsächlich, es war Gritta. Was für eine Freude. Wir sagten, dass wir ziemlich fertig sind, was sie bestimmt ohne Zweifel selbst erkannte. Sie gab uns den Impuls, nochmals Kräfte zu mobilisieren. Es war ebenso ihre dritte gewanderte Etappe und trotzdem war sie nun für die letzten sechs Kilometer unser Pacemaker. Wir wurden tatsächlich immer schneller. Am letzten VP gab es nur Wasser im vorbeigehen. Von 8:29 Minuten pro Kilometer steigerten wir uns bis zum Ende auf 7:28.



Steffen kam uns noch entgegen und feuerte uns an. Nur noch wenige hundert Meter lagen vor uns. Wir wurden abgeklatscht und angefeuert von den Leuten, die uns entgegen kamen. All das gab uns noch mal den Kick, den wir benötigten, um rechtzeitig anzukommen. Nach 06:06:28 Stunden wurde unsere Zeit gestoppt.


Meine Güte, was war denn das für eine Etappe? Die kürzeste und doch bisher anstrengendste. Irgendwer sagte auch, das die dritte Etappe anstrengend ist, aber nicht von der Strecke her, sondern für den Körper. Wie viel Kraft haben uns die letzten Kilometer für die letzte Etappe gekostet? Wir werden es morgen erfahren.

Distanz: 43,6 km
Zeit: 06:06:28 hh:mm:ss


Die vierte Etappe am 25. März - Balatonfüred -> Siofok

Da wir nach der gestrigen Etappe keinen Bustransfer hatten, freute ich mich über vermeintlich mehr Regenerationszeit bis zum nächsten Start. Die Freude nahm mir Gritta jedoch gestern unterwegs und erinnerte mich an die Zeitumstellung, an die ich in diesem Moment nichte dachte. Mit 7:30 Uhr war es der früheste Start aller Etappen. Um 5:30 Uhr war ich wach, massierte ausgiebig meine Füße und Beine. Das tat gut und ich wurde langsam wach. Ab 6 Uhr Frühstück und gegen 7 Uhr zum Start. Es war grau, kalt und überhaupt war es sowieso viel früher als die Uhr zeigte. Körperlich konnte ich noch nichts zuordnen. Die Schmerzen in mittlerweile beiden Knien waren noch da, aber dank Andrea ihrer Druckbänder konnte ich gegensteuern. Drei, zwei, eins und los. Das war er also, der letzte Start des 11. Supermarathons und mit 51,3 Kilometern der zweitlängsten Etappe.


Die Stimmung an und auf der Strecke war wieder gut und die Kilometer liefen sich so runter. Ich fühlte mich erstaunlich fit. So soll es bleiben. Gleichmäßig, entspannt und laufend genießen.


Zwischen Kilometer 13 und 14 überholte uns Jörn mit einem “Hi Dreamteam” und kurze Zeit später trafen wir ihn wieder. Nicht weil wir so schnell waren, sondern die Schranke für den vorbeifahrenden Zug unten war. An der mobilen Zeitnahme auschecken, kurz warten, wieder einchecken und weiter. Isi überholte uns auch irgendwann und bei allen erkundigten wir uns nach Matze, der zu kämpfen hatte. Andrea und ich wünschten ihm aus der Ferne alles Gute.


Beim ersten cut-off nach 16 Kilometern hatten wir einen Vorsprung von 32 Minuten. Bis zur nächsten Zeitnahme waren es weitere 20 Kilometer. Dieses Teilstück sollte uns zeigen, wie wir drauf waren. Einen sich zwei Kilometer ziehenden Anstieg kamen wir gut hoch. Es war nicht so, dass wir die ganze Zeite ununterbrochen redeten. Wir konnten auch schweigend nebeneinander herlaufen oder etwas versetzt. Aber wenn, dann gab es immer wieder interessantes zu erfahren oder zu berichten. In den Kurven lief ich mittlerweile Ideallinie, was Andrea freute. Wir haben nichts zu verschenken… :)


Als wäre Andrea die Strecke schon zig mal gelaufen, wusste sie immer im voraus, wann die Kilometerschilder kommen - auf jeder Etappe / allen Teilstücken, die wir zusammen liefen. Ich fragte sie, ob sie diese morgens aufstellte?



Irgendwo auf der Strecke hatte ich Kontakt mit einem Auto. Der Fahrer hatte höchstwahrscheinlich Probleme mit dem einschätzen von Abstand und nachfragen, ob alles in Ordnung ist. War es aber zum Glück, wie ich auch dem Läufer vor mir auf Nachfrage mitteilte. Bevor wir den zweiten Wechselpunkt erreichten, mussten wir noch einen ein Kilometer langen Anstieg bewältigen. Die meisten legten hier eine Gehpause ein. Genau hier bekam ich von meinen Töchtern ein Bild, auf dem sie mir die Daumen drückten. Wie schön. Überhaupt bekam ich viele virtuelle Kussis unterwegs. Oft zum richtigen Zeitpunkt…


Wie sah es mit der Zeit aus? 20 Minuten Vorsprung und nur noch 15 Kilometer vor uns. Wir waren gut drauf, hatten nur noch einen Anstieg vor uns und einen Blick über den Balaton, der bei klarer Sicht um noch ein vielfaches schöner sein muss.



Dank mobiler Technik wussten wir, dass Matze gar nicht so weit hinter uns war. Prima. Auf den letzten 10 Km kassierten wir noch ein paar Läufer und das letzte Stück ist emotional kaum zu beschreiben. Der Wind trug die Stimme des Sprechers Kilometerweit in unsere Richtung. Kurz hinter Kilometer 49 bogen wir noch zweimal ab und befanden uns nun auf der Zielgeraden. Der Zielbogen kam näher, die Stimme des Sprechers wurde immer lauter und dann die ersten Jubelschreie von Steffen, Bine und Jörn. Nun konnten wir runterzählen: 10, 9,..., 3, 2, 1 Zieleinlauf. Um 14:49 Uhr wurden die Uhren gestoppt. In den Armen liegend gratulierten wir uns gegenseitig und realisierten, was wir erreichten. Wir erhielten unsere wunderschönen Medaillen und gingen kurz danach Richtung Zieleinlauf, um Matze einen ebenso schönen Empfang zu geben, wie wir ihn hatten.



Distanz: 51,3 km
Zeit: 06:06:28 hh:mm:ss
Gesamtdistanz: 196 km
Gesamtzeit: 26:48:16 hh:mm:ss


Gemeinsames Abendessen der LGM Starter

Fazit

Die Organisation des 11. Lake Balaton Supermarathon war grandios. Ich habe zwar keine Vergleiche zu ähnlichen Veranstaltungen, aber logistisch kann ich das schon einschätzen. Die Transfers der Teilnehmer, der Sporttaschen, die Verpflegungspunkte, es hat alles gepasst. Ebenso die Stimmung auf und an der Strecke - einfach toll. Mit Andrea an meiner Seite wurde es nicht langweilig. Wir hatten viel zu erzählen, haben gelacht, hatten Tränen in den Augen oder konnten einfach schweigend nebeneinander laufen. Immer nach Gefühl und so wie uns war. Danke für deine Begleitung, es war mir eine Freude.

Insgesamt war es für mich ein Lauf gegen die Zeit und gegen mich selbst. Ich bin oft an meine Grenzen gestoßen, konnte aber immer wieder noch mehr aus mir rausholen. Aus mentalen Tiefs konnte ich mich wieder herausziehen und von vielen schönen Momenten zerrte ich manchmal Kilometer.

Weniger auf die Uhr schauen, nach Gefühl laufen oder wie Andrea sagte, nicht künstlich verlangsamen. Wenn es mal einen Abschnitt gut läuft, dann ab dafür.

Vom ersten Tag an habe ich grandios den letzten Platz verteidigt. :) Die Streckenführung hatte oftmals Straßenquerungen zur Folge, welche durch die Polizei abgesichert wurden. Nicht einen Autofahrer nahm ich trotz der manchmal hunderte Meter langen Rückstaus meckernd wahr.

Der erste ‘Ausflug’ mit Teilnehmern der LG Mauerweg war genial. Fragen wurden immer beantwortet. Tipps und Tricks und Anfeuerungen gab es zu jeder Zeit. Danke auch euch allen. Ihr alle habt meinen ersten Etappenlauf zu etwas besonderem gemacht. Und was noch erwähnenswert ist, alle Starter der LGM haben alle Etappen erfolgreich beendet.

Ab nach Hause - Abfahrt 4:27 Uhr
Danke fürs lesen und bleibt gesund!

Ein Hinweis am Ende: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.


Alle Fotos gibt es hier!

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