Der Dresden-Marathon oder Sightseeing im K.O. Modus

17:54

Das war er nun, mein 3. Marathon in diesem Jahr. Nach 04:08 Stunden in Hamburg und 03:58 Stunden in Berlin, nahm ich mir für den Marathon in Dresden keine Zeit vor, keinen Lauf gegen die Uhr, es sollte ein Genusslauf werden. Und trotzdem sollte am Ende für mich ein neuer Rekord rausspringen. Mit wem ich ins Ziel lief, erfahrt ihr unten. Auch ein Video mit meinen Eindrücken könnt ihr euch angucken.


Keine Lust zum Lesen? Dann einfach das Video anschauen.


Die Startnummer holte ich am Sonnabend ab und nach einem kurzen Rundgang durch die Messe und Pasta essen mit der Familie, verbrachten wir den Rest des verregneten Tages mit Schuhe kaufen. Meine Güte war das voll in diesem Shopping-Center. Nicht mein Ding.


Das Hotel befand sich in der Nähe des ICCs und damit sehr nah am Start- und Zielbereich dran. Das war ein sehr großer Vorteil, noch nie hatte ich einen so kurzen Weg zu einem Wettkampf.

Sonntagfrüh zum Frühstück und um 9 Uhr machte ich mich auf dem Weg zum vereinbarten Treffpunkt mit Regine, Dirk und Lukas. Nach der Kleiderabgabe trafen wir uns schließlich an der Treppe des ICC. Es war so schön, die Leute persönlich kennen zu lernen, die man sonst 'nur' online trifft und von Bildern her kennt.

Ein Tag voller Überraschungen. Vor dem Start stand auf einmal meine Familie vor mir. Wow. Die Freude war groß.

Um 10:20 Uhr stand ich im Startblock C, wo die Stimmung sehr locker und ausgelassen zwischen den Läuferinnen und Läufern war. Der Countdown wurde in mehreren Sprachen runtergezählt und dann ging es schon los.


Nach wenigen hundert Metern liefen wir am Zwinger vorbei und überquerten die Elbe. Das Läuferfeld war eng beieinander und sollte auch noch eine Weile so bleiben.


Das Laufen im Tunnel erinnerte mich an Hamburg. Es wurde geklatscht, geschrien und die Atmosphäre war genial. So macht das Spaß und bringt Energie.
Kurz danach musste ich Tempo rausnehmen, denn auf der Waldschlößchenbrücke stand ein Blitzer. Höchstgeschwindigkeit 50 Km/h. Zumindest hatte ich jetzt die Möglichkeit, etwas von der Umgebung zu sehen. :)

Unterwegs von Regine geknipst 
Das dieser Lauf kein Spaziergang wird, war mir schon klar, da kam der folgende Spruch zur richtigen Zeit:

Qualität kommt von Quälen
Diesen René habe ich noch bei der Medaillengravur kennengelernt. Er lief seinen ersten Marathon und war total happy.

Fünf Kilometer um und im 'Großen Garten' von Dresden, der größte der Stadt, die grüne Lunge.



Nach dem Park führte die Strecke auf einer Länge von vier Kilometern zum Ziel - für den Halbmarathonläufer. Vier Kilometer zum Nachdenken, ob ich die zweite Runde angehe oder auf Halbmarathon verkürze. Dafür sprachen meine jetzt schon schweren Beine, mein Kopf, der sich bis jetzt mit Selbstmotivationen schwer tat. Gegen eine Verkürzung (oder Aufgabe?) sprach mein Stolz. Ich wollte diesen Marathon beenden. 'Qualität kommt von Quälen...' Schließlich ordnete ich mich auf der linken Seite ein und lief die zweite Runde. Herzlichen Glückwunsch den HM Finishern, genießt das Bier.

Um die Kurve kommend stand wieder meine Familie an der Strecke. Ich nahm meine Tochter in den Arm, gab meiner Frau einen Kuss und weiter ging es. Nach dem ich mich entschloss, doch weiter zu laufen, lief es mit einem Mal besser. Wieder wurde die Brücke überquert und zu meiner Freude führte die Strecke nun drei Kilometer an der Elbe entlang.

Die letzte größere Steigung lag vor mir... Nochmal über die Waldschlößchenbrücke. Gefühlte 6000 Meter Höhenunterschied.


Eine extra Schleife von über vier Kilometern am Käthe-Kollwitz-Ufer wollte einfach nicht enden. Von jetzt an legte ich hin- und wieder Gehpausen ein. Meine Beine waren schwer, wie Blei und es lagen noch zwölf Kilometer vor mir. Ich zweifelte.

Am Käthe-Kollwitz-Ufer
Kilometer 31 und 32 lief ich mit einer Pace von über sieben Minuten. Als ich das Schild mit der 32 sah, rief ich 'Man, nur noch zehn, hau rein.' Es stand wieder die Runde um und im Großen Garten an. Kilometer 37 war der langsamste mit 8:41, ich war stehend K.O. und freute mich auf den nächsten Verpflegungspunkt. Durst, Durst. ich habe Durst.

Nach ca. 100 Meter Gehen trabte ich wieder an. Das Ziel vor den Augen und doch so weit weg. Nur noch ein Kilometer.


Auf einmal lief es wieder. Langsam, aber immerhin. Obwohl, 6:15 min für den letzten Kilometer sehr schnell waren. Das letzte Mal war ich so schnell (schneller) bei Kilometer 24. In der Erdinger Alkoholfrei Zone bildeten Cheerleader eine Gasse und vor mir lag die letzte Kurve.


Ich streckte meine Arme in den Himmel und sah von weitem meine Frau und die zwei kleinen Mäuse. Die letzten 100 Meter lief ich mit der Großen zusammen und durchs Ziel. Was für ein schöner Moment. Auch sie erhielt zur Belohnung eine Medaille und war mindestens ebenso stolz, wie ich.


Dieser Marathon war mit 4 Stunden und 43 Minuten der längste Lauf, den ich je absolvierte. Ich war zwischendurch fix und fertig und stehend K.O. Und doch überwog am Ende der Stolz, nicht abgebrochen zu haben. Kämpfen lohnt sich, auch wenn man ab und zu den Eindruck hat, zu verlieren. Und nie war für mich der so oft zitierte Spruch, 'Der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt.' so wahr, so real, wie an diesem Tag.

Es gab noch eine letzte Herausforderung nach dem Wettkampf...


Wieder unterstützte mich die Familie vor Ort oder mobil. Ich erhielt von so vielen Leuten, so viele Glückwünsche, wie noch nie. 1000 Dank dafür. Da hat sich das Kämpfen doppelt gelohnt. :)

In diesem Sinne, danke fürs lesen und bleibt gesund.

Euer Genussläufer, René

Ps.: Als wir am Abend das Restaurant zeitgleich mit einem anderen Paar verließen, konnte man wunderbar an unserem Gang erkennen, dass wir beide die gleiche Strecke liefen. :)))

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