Städtelauf mit Bestzeit

12:47

Wie bei allen Läufen / Wettkämpfen, ist das oberste Ziel gesund anzukommen. Für den Müritzlauf hatte ich mir aber noch ein weiteres Ziel gesetzt und das war der Wettkampf im Wettkampf. Um genau zu sein, waren es zwei Ziele und ich habe beide erreicht. Doch der Reihe nach.


Auf dem Plan stand heute der Städtelauf am Müritzsee entlang. 26,5 Kilometer nur am Wasser des größten deutschen Binnensees laufen, das Wasser rauschen hören und immer wieder ein laues Lüftchen, welches die entsprechende Abkühlung bringt. Klingt toll, oder? Die Realität sah anders aus.


Um 8.30 Uhr erreichten wir Waren (Müritz). Meine Frau und die kleinen Mäuse begleiteten mich, was ich super fand. Ich holte die Startnummer ab und wartete danach auf den Shuttle zum Startpunkt in Röben / Müritz. Das Wetter war zu dieser Zeit schon traumhaft. Sonne, blauer Himmel und der See vor den Augen. Wunderschön!



In Röbel / Müritz angekommen, hatten wir noch über eine Stunde Zeit bis zum Start. Ich glaube, so entspannt habe ich mich vor einem Start noch nie fertig gemacht. Waden und Füße massiert, die neuen Schuhe angezogen und immer der Blick auf's Wasser. Herrlich.



Mit einer solchen Vorbereitung sollte ich doch Ziel Nummer eins, die Ziellinie zu überschreiten, locker schaffen. Eine Frage blieb bis jetzt für mich unbeantwortet. Wann soll ich die zehn Kilometer laufen? Das war der Wettkampf im Wettkampf. Laut meinem Trainingsplan sollte ich 10 Kilometer in 48 Minuten laufen. Zwei Minuten langsamer, als meine Bestzeit. Und somit bin ich beim Ziel Nummer zwei: Eine neue Bestzeit über zehn Kilometer. Das bedeutet, alles unter 46:01 Minuten wäre traumhaft.

Eingelaufen hatte ich mich und die ersten Schritte mit meinen neuen Schuhen (Saucony Ride 8) waren sehr, sehr angenehm. Also entschied ich mich, vom Start weg mit  Volldampf zu laufen. Endlich Klarheit und nun spürte dieses Wettkampfkribbeln im Bauch. Ich brannte und wollte einen neuen Rekord aufstellen.



Entspannt vor dem Start
Der Startschuss fiel und ab dafür. Die, die mich nur noch von hinten sahen, dachten bestimmt, ich habe sie nicht mehr alle. Läuft los, wie ein Gestörter. Nun ja, der Eindruck täuschte nicht. Die ersten 300 Meter lief ich in 3:50 min/km. Tempo raus und weiter. Kilometer eins in 4:12 geschafft, nur noch neun. Nach ca. 1,5 Kilometer führte die Strecke auf einen Feldweg. Das kostete Zeit und Kraft. Langsam gewöhnte ich mich an das Tempo und ich wusste, wenn das heute eine neue Bestzeit werden soll, dann muss ich meinen Arsch zusammenkneifen und kämpfen. Feldwege und Erhöhungen machten es nicht einfacher und die Sonne brannte. Das erhoffte kleine Lüftchen blieb aus. Kilometer zwei und drei beendete ich in 4:25 und 4:40.


Nach 4,5 Kilometer, Ortschaft Gotthun, endlich wieder Asphalt unter den Sohlen, wenn auch nur für wenige hundert Meter. Aber auf diesen holte ich ein paar Sekunden rein –  4:35.

Die Hälfte in 22:35 Minuten geschafft (erste neue persönliche Bestzeit), ab jetzt begann die Rechnerei. Ich war voll auf Kurs, aber meine Beine wurden mit jedem Kilometer schwerer und zwiebelten. Am Verpflegungspunkt im vorbeifliegen einen Becher Wasser genommen, genippt und weiter. Ich habe mir für eine neue Bestzeit ein fantastisches Wetter ausgesucht. Orrrrr.

Rote Linie = Ultra Marathon, gelbe Linie Städtelauf
Mittlerweile bin ich schon 8000 Meter unterwegs und erreichte den Ort Zierzow. Nur noch zwei Kilometer. Unter diesen Bedingungen bin ich am Limit, mehr geht nicht und die Rechnerei, wie schnell ich laufen muss, um unter 46 Minuten anzukommen, lenkte mich ab. Wenn ich die letzten beiden Kilometer in blablabla laufe, dann... Neun Kilometer geschafft in insgesamt 41:17 Minuten. Selbst 4:50 Minuten pro Kilometer, was für mich sehr schnell ist, würden nicht reichen. Also nochmals eine Schippe rauf. Der Kessel dampft. Eine Getränkestation – vorbei. Ein Blick auf die Uhr: "Mit dieser Pace haben Sie Ihr Ziel nicht erreicht." Ortseingang Sietow-Dorf, nur noch wenige Meter. Boooooost. Ich beschleunige, 4:30, 4:00, 3:30... Endlich piept und vibriert die Uhr. Zehn Kilometer! Ich beende den Wettkampf im Wettkampf mit einer Pace von 3:28. Normal ist anders. Die Uhr zeigt mir: "Sie haben Ihr Ziel erreicht." Alte Bestzeit: 46:01 Minuten, neu: 45:43 Minuten. Jaaaaa. Ich strecke den Arm nach oben und freue mich, während der mich nun überholende bestimmt dachte, was ist mit dem los? Nach diesen zehn Kilometern fühlte mich kurzzeitig, als würde mein Körper sich in Einzelteile zerlegen, aber das war schnell wieder vorbei. JETZT beginnt der Genussläufer seinen Genusslauf. Ja, überholt mich. Denkt was ihr wollt. Ich habe es geschafft, ich habe mein Ziel Nummer 2 erreicht. Hätte ich es evtl nur um ein paar Sekunden verfehlt, ich hätte mich geärgert. So wurde aus Ziel Nummer zwei wieder Nummer eins, gesund ankommen. Die letzten 16 Kilometer lief ich mit einem Schnitt von 5:56.


Ich hatte Durst, die Sonne strahlte weiter und die Kilometer elf bis dreizehn regenerierte ich mich. Und ich sehnte den nächsten Verpflegungspunkt (VP) herbei. Er war in Sichtweite bei Kilometer 15. Ca. 200 Meter davor sah ich einen schwarzen Punkt vor meinem rechten Auge und zack, stach mich etwas ins Augenlid. Es brannte wie Feuer. Ich hielt mir das Auge zu, griff einen Schwamm und kühlte. Immer wieder kaltes Wasser. Es ließ nicht nach. Ich trank einen halben Liter und konnte den Schwamm mitnehmen. Nach weiteren hundert Metern hatte ich das Gefühl, das mein Auge anschwillt oder doch nicht? Der am Straßenrad stehende Radfahrer hat die Antwort. „Entschuldigung?...“ –  „Eventuell ein bisschen, aber Nein oder vielleicht doch?“ Vielen Dank, ich bin Feuer und Flamme. Der Nächste VP, ich kühlte wieder, trank und kippte mir Wasser über meinen Kopf. Das brennen war weg und auch im Ziel konnte meine Frau kein angeschwollenes Auge erkennen. Also kein Mitleid, keine Sonderbehandlung. Arrrggghhh :) Die hatte meine kleine Tochter aber erfahren dürfen, nach dem Sie von einer Wespe in die Oberlippe gestochen wurde. Ihr ging es nach Erstversorgung zum Glück schnell wieder gut.

An den folgenden Getränkestationen hielt ich an, aß Melone, trank und quatschte mit den Frauen. Ich hatte ja Zeit.


Die letzten Kilometer brachen an und ich war sehr froh, das etwas weiter hinter mir Läufer waren, denn ich hätte meinen können, dass ich vom Weg abgekommen bin, als ich zwischen Klink und Waren in den Wald lief.
In Waren nahmen die Anfeuerungsrufe zu, die Leute klatschten Beifall. Ein tolles Gefühl. Die letzten Meter, mein Lächeln kehrte zurück und dann sah ich meine Frauen am Zaun stehen. Beim Zieleinlauf freute ich mich nochmals über die neue Bestzeit und den Lauf beendete ich nach 2:30:46 und mit einer Pace von 5:46. Mit 2:20 bis 2:30 hatte ich vorher auch gerechnet.


Medaille um, trinken, essen, trinken, trinken, essen, Nudeln abgeholt die weiteren Zielleinläufe beobachtet. Unter anderem den von +Max Bisanz und +Peter Gnüchtel. Herzlichen Glückwunsch zum Finish, natürlich auch allen anderen Startern, wie +Guıdo Strauß +immer bergauf und alle, die ich namentlich nicht erwähnt habe. Eine fantastische, gar familiäre Stimmung herrschte im Zielbereich. Das ist auch ein Grund, warum ich gerne an kleineren Veranstaltungen teilnehme.


Die Menge an Verpflegungspunkten und vor allem die Auswahl hatte mich sehr überrascht. Die Freundlichkeit des Orga Teams und die ganze Planung möchte ich hier hervorheben. Ein Lauf, den ich mit sehr gutem Gewissen weiter empfehlen kann und werden. Ihr müsst ja nicht unbedingt Bestzeiten jagen. ;)


Insgesamt schloss ich die fünfte Trainingswoche wie folgt ab:

Läufe: 4
Distanz: 50,83 Km
Zeit: 04:51:36 h:m:s
Kalorien: 3.556

Als nächstes Laufe ich den 17. Mercedes Benz Halbmarathon am 30. August in Berlin. Ich bin gespannt. :)

Danke fürs lesen, bleibt gesund,

René

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