Quäl dich, du Sau

11:56

Zwei Wochen Urlaub, so schnell vorbei, so viel gesehen und erlebt, traumhaftes Wetter. Was will man mehr? Warum ich den Artikel 'Quäl dich, du Sau' (Dieser Spruch stammt aus der Tour de France 1997 von Udo Bölts) nannte, könnt ihr unten, am 15.08. nachlesen.
Diese 5. Trainingswoche war schön, intensiv und warm. Ich lernte neue Läufer_innen kennen, wie nah Glück und Pech beieinander liegen und warum es sich lohnt zu kämpfen.



10.08.:
Plan: Dauerlauf 70 min in 6:00 min/km
IST: 01:10:05 (h:m:s) in 5:59 min/km, 12,05 Kilometer

Der erste Lauf der Woche. Nichts Besonderes. Zielzeit wieder gut im Auge behalten.

12.08.:
Plan: Flotter Dauerlauf 12 Km in 5:30 min/km
IST: 01:05:33 (h:m:s), 12 Km in 5:28 min/km, plus ein- und auslaufen, 17,05 Km

Der schnellste Lauf der Woche. Das macht Spaß und bringt Laune. Yeah. So muss das sein.

14.08.:
Plan: Jogging 60 min in 6:30 min/km
IST: 01:00:06 (h:m:s) in 6:30 min/km, 9,23 Kilometer

Der entspannteste Lauf führte mich einmal um den Lehnitzsee. Die langsamen ziiieeehen sich so und sind doch so wichtig. Am Ende habe ich einen Volltreffer gelandet, was die Pace betrifft. Und das fast ohne auf die Uhr zu schauen. Genug der Worte, hier ein paar Bilder vom Lauf.






15.08.:
Plan: Langer Dauerlauf 30 km (6:10 min/km)
IST: 03:14:36 (h:m:s) in 6:29 min/km, 30,05 Kilometer

Der längste Lauf, der wärmste Lauf und vor allem, der anstrengendste Lauf. Geplant war, dass ich die Ultra Läuferin Renate H. ein paar Kilometer auf ihren 160 Kilometern begleite. Leider musste sie zwei Tage vor dem Wettkampf aus privaten Gründen absagen. Da man ja in den sozialen Netzwerken viele Gleichgesinnte kennen lernt oder kennenlernte, begleitete ich Chris von den Flitzpiepen vom Verpflegungspunkt 4, Naturschutzturm Hohen Neuendorf, bis zum Wechselpunkt der Staffel beim Ruderclub Oberhavel in Hennigsdorf.

Kurz vor dem Start
Wir unterhielten uns, erzählten von Trainings und Wettkämpfen und schon waren die elf gemeinsamen Kilometer vorbei. Wir liefen mit einer Pace von 5:51 min/km.

Chris und Freundin wenige Meter vor dem Ziel
Die Geschwindigkeit sollte sich gleich ändern, denn die fast nächsten vier Lief ich mit einer anderen Flitzpiepe, Chrille. Wir bewegten uns im Bereich 5:05 bis 5:25 min/km. Wenige Meter vor dem Grenzturm Nieder Neuendorf konnte ich nicht mehr mithalten und wir verabschiedeten uns und ich wünschte ihm alles Gute für den Lauf. Hier, am Grenzturm wäre für mich sowieso Schluss gewesen, um zurück nach Hohen Neuendorf zu laufen. Doch bevor ich den Rückweg antrat, erstmal Pause, verschnaufen, trinken, erfrischen.


Ich war ja 'nur' eine nicht registrierte Begleitperson und trotzdem durfte ich mich mit Getränken an den Ständen der Verpflegungspunkte bedienen. Vielen Dank dem 100 Meilen Betreuer Team. Klasse Stimmung, top organisiert und noch nie habe ich eine solche Auswahl an Essen und Getränken bei irgendeinem Wettkampf gesehen.


Blick aus dem Wachturm Richtung Havel

Nun begann der Rückweg und ich wusste schon, dass dieser nicht einfach wird. Mittlerweile war es mit 31 Grad sehr warm und schwül. Das Wasser lief einfach nur noch den Körper runter. Die schattigen Wege vom Hinweg lagen nun fast alle in der Sonne. Den letzten mir entgegenkommenden Teilnehmern, ob Staffel oder Einzel, wünschte ich nur das Beste für den weiteren Weg. Ein Staffelteilnehmer war von der Hitze gezeichnet. Wir unterhielten uns eine Weile, ich motivierte ihn weiter zu laufen, denn das Ziel zur Staffelübergabe war nicht mehr weit. Er sagte, er verstehe nicht, wie seine vorauslaufende Frau das schafft und zollte ihr großen Respekt. Er hat es bestimmt geschafft. Wiederum wünschten mir einige Läufer einen guten Rückweg. Häufig die, die wir auf dem Hinweg überholten.


Ich legte immer wieder Gehpausen ein, die vorgegebene Geschwindigkeit von 6:10 min/km im Trainingsplan war mir mittlerweile Scheißegal, ich wollte nur noch ankommen. Der Mauerweg zwischen Stolpe und Hohen Neuendorf ist sehr geeignet, wenn man seine Psyche trainieren möchte. Da war / ist nichts Drumherum. Nichts, außer Weg und Bäume. Keine Häuser, fast keine Leute, nur Weite. Auf dem Hinweg war das natürlich anders, mit all den Läufern. Da war ständig Bewegung um mich herum, Gespräche oder einfach nur die Schritte zu hören, die Zeit verging schnell, die Kilometer wurden runtergespult. Ich rede hier von nur knapp sieben Kilometern. Blick nach vorn, Mut fassen und dann...


Von hier an waren es noch ca. sechs Kilometer bis zum Ziel. Ein paar Meter gehen und dabei Kraft tanken für die nächsten Laufschritte. So ging das nun bis zum Ende. Die Durchschnitts-Pace auf den letzten sechs Kilometern lag bei 8:07 min/km. Quäl dich, du Sau! du wolltest das so. Selbst die eingeschaltete Musik ging mir nach nur wenigen Minuten auf die Nerven, also wieder aus.

Mir kam ein Gespräch in den Sinn, welches ich mit einer Frau in Hennigsdorf führte. Ich ging in den Sportclub rein und fragte, ob sie kalte Getränke verkaufen? Sie sagte ja, aber gab mir kaltes Leitungswasser kostenlos. Vielen Dank. Sie verstand nicht, warum ich um diese Zeit, in der Mittagssonne laufe. Ich erklärte ihr, warum ich unterwegs bin. Normalerweise laufe ich bei diesen Temperaturen entweder sehr früh oder spät, aber nie in der Mittagssonne. Das war die beste Bestätigung heute, warum ich das nicht mache.

Sie: "Die Veranstaltung hätte um eine Woche verschoben werden können. Wer will das verantworten, wenn was passiert?", sagte sie.
Ich: "So eine große Veranstaltung wird sehr lange im Voraus geplant, die kann man nicht einfach verschieben."
Sie: "Dann sollte wenigstens ein Krankenwagen an der Strecke mitfahren."

Als Außenstehende/r ist das vielleicht wirklich schwer nachzuvollziehen, warum wir bei diesen Temperaturen laufen. Man trainiert Monatelang, um auf den Tag genau fit zu sein und da ist ein verschieben nicht möglich.

Überquerung der Brücke der A111. 
Ich hatte nur noch wenige Kilometer vor mir und zwischendurch daran gedacht, den Lauf zu beenden, aber dafür ging es mir wohl noch zu gut. Ich zog durch, wenn auch sehr langsam.

Mittlerweile erreichte ich die Invalidensiedlung (welch Ironie), Bauch rein, Brust raus, gleich da. Ziel erreicht, auf der Uhr standen 29,3 Kilometer. Noch 700 Meter bis zu den 30. Weiter geht's, eine Ehrenrunde. Ein 'Finale... Go, go, go' von meiner Frau per Whatsapp gab noch mal einen kurzen Schwung. Sie verfolgt meine langen Läufe immer Live mit, um zu wissen, wo ich bin. Ist längere Zeit keine Bewegung, kommt die Frage, ob alles gut ist. Toll.

Ich hatte das Ziel endlich erreicht, fix und fertig, aber doch stolz, dass ich es durchgezogen und nicht aufgegeben habe. Das war für mich zweifellos einer der härtesten langen Läufe, die ich bisher bestritt. Über vier Liter trank ich unterwegs. Der Trinkrucksack, gefüllt mit je einem Liter Wasser und Apfelsaft und knapp drei Gramm Salz, war fast leer. Den letzten Rest dieser warmen Suppe konnte und wollte ich nicht mehr trinken.

Das tat gut... 

Die Hitze war fast nicht auszuhalten und ich lief nur 30 Kilometer, im Gegensatz zu den Einzelläufern, die 160 Kilometer auf sich nahmen. Ihr habt meinen größten Respekt. ich verneige mich vor euch. Egal ob ihr, wie der Sieger nur 13:40 Stunden oder nach 29:59 Stunden ankommt. Das gleich zählt natürlich auch für die Staffeln.

Marco Bonfiglio gewinnt die 100MeilenBerlin 2015 in 13:40:11h
In Hohen Neuendorf um 7:51 Uhr aufgenommen.
Damit ist die Woche abgelaufen. Nächste Woche stehen wieder vier Läufe an, unter anderem ein Intervalltraining, kurze Läufe und ein Wettkampf über 10 Kilometer. Hier werde ich wahrscheinlich gegen mich selbst antreten... :)

Die Woche in Zahlen:
Läufe: 4
Distanz: 68,38 Km
Zeit: 7:01:57 h:m:s
Kalorien: 4703

Danke fürs lesen, bleibt gesund,

René

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