Mein erster Halbmarathon

08:06

Sonntag, 30. März

Nun war er also gekommen, der langersehnte Tag. Der Tag, an dem ich meinen ersten Halbmarathon laufen sollte. Der Tag, auf den ich seit Oktober 2013 hintrainierte. Der Tag, auf den ich mich so freute.

Einen Kaffee getrunken, eine Kleinigkeit gegessen und meinen gepackten Beutel nochmals kontrolliert. Gegen 8 Uhr fuhr ich los Richtung Startmeile. Auf der Büschingstraße liefen sich die Pacemaker der Profis warm. Ein unglaublich hohes Tempo.

Bis zum Eingang noch zwei Bananen gegessen und dann durch die Sicherheitskontrolle. So viele Leute, vor allem vor den WCs. Nein, ich muss nicht. Kleidersack abgegeben und nun heißt es, Atmosphäre genießen. Weiter vorne wieder zig Dixi Klos - ja, ich muss. Vorsorgen. :)

Ich war so aufgeregt, dass mein Puls kurz vor dem Start bei 112 lag.


Nur noch wenige Minuten bis zum Start. Einige tanzen zur Musik, viele lachen und ein paar wenige sind sehr konzentriert. Da dies mein erster Lauf ist und ich bei meiner Anmeldung keine Zeit angab, lief ich, wie 1000e andere, mit der letzten Welle im Block F. 


Nun waren es nur noch wenige Sekunden bis zum Start und der Sprecher zählte die Sekunden runter. Kurz danach ging es erst langsam und dann immer schneller zum Start und schließlich überquerte auch ich die Startlinie. Gänsehaut. Es geht looooos. 


Kurz nach dem Start führte die Strecke vom Alexanderplatz auf die Straße 'Unter den Linden'. Höhe 'Neue Wache' standen Familie und Freunde um mich anzufeuern. Was für ein großartiges Gefühl. Weiter ging es Richtung und schließlich durchs Brandenburger Tor. Das war eines von vielen Highlights auf der Strecke. 


Die Straße des 17. Juni kam mir bei Trainingsläufen immer sehr lang und nicht enden wollend vor. Heute jedoch schien mich die lange Gerade zu tragen. Die Zuschauer und die Bands an der Strecke verbreiteten eine unglaublich tolle Stimmung. 

Siegessäule
Nach sechs Kilometer die erste Wasserstation. Bei den Temperaturen gönne auch ich mir ein kühles Nass. Der nun kommende Lärm stammte nicht von Bands oder Zuschauern sondern von den Plastikbechern auf der Straße. 

Vom Ernst Reuter Platz zum Schloss Charlottenburg und dann nach links Richtung Ku'damm. Immer wieder schaute ich mich nach Toiletten um, denn ich musste. Zwischen Kilometer 9 und 10 war es dann so weit. Da stand sie, ganz alleine auf mich wartend, aber mit einem Schloss abgeschlossen. :( Also weiter laufen. Zwischen Kilometer 11 und 12 stand wieder eine. Diesmal war ich weniger euphorisch, aber dann... Aaahhhhh... Ich glaube, es war nur eine Kopfsache, aber was muss, das muss. :)

Gedächtniskirche
Mittlerweile lief ich schon auf dem Kurfürstendamm Richtung Gedächtniskirche. Meine Beine wurden schwerer und ich fing an, die Kilometer runterzuzählen. Aber dann hörte ich: 'Lauf, René, lauf. Du schaffst das!'. Hä? Ich schaute in die Zuschauermenge, konnte aber niemand sehen, den ich kenne. Ein paar hundert Meter weiter feuerten mich wieder einige an und dann erinnerte ich mich, dass mein Name auf der Startnummer stand. Das zeigte wieder, was für eine tolle Stimmung herrschte. Gute Laune überall. Danke Petrus, das ist auch dein Verdienst. 

Nur noch sechs Kilometer. Ich dachte ja, dass sich das Feld irgendwann auflöst, aber dem war nicht so. Den ganzen Lauf war ich von mehreren hundert Läuferinnen und Läufern umgeben und es gab zum Glück nur wenige, die keine Rücksicht auf andere nahmen. Ich freute mich, dass ich schon einige E und D Starter überholte und dass ich meinen Rhythmus seit Beginn hielt. Ich lief ohne Uhr, nur mit dem Smartphone in der Tasche. Das entschied ich für mich am Samstag, also einen Tag zuvor. Ich wollte den Lauf genießen und nicht ständig auf die Uhr schauen, die blieb zu Hause. Einige Sprüche auf den Schildern brachten mich teilweise zum schmunzeln. Zum Beispiel: 'Pain now, beer later' oder 'Beeilt euch, das Bier wird warm'. 'Jetzt umdrehen wäre auch blöd', war bei Kilometer 14 zu lesen. Herrlich. 

Potsdamer Platz, nur noch wenige Kilometer. Jetzt waren die Beine richtig schwer und ich überlegte, ein paar Meter zu laufen. Allerdings hatte ich bedenken, dass ich dann nicht mehr meinen Rhythmus finde. Also weiter. 

Potsdamer Platz
Von hier aus führte die Strecke noch zum Checkpoint Charlie. Die Bands und Trommler spielten nun schnellere Stücke, also ob sie die letzten Reserven aus uns herauskitzeln wollten. Zumindest bei mir hatten sie es geschafft. Danke. 

Checkpoint Charlie
Leipziger Straße, Spittelmarkt, Gertaudenstraße, Mühlendamm immer gerade aus. Noch ein Kilometer. Durchhalten! Die Zuschauer standen dicht an dicht, die Anfeuerungen wurden immer lauter. Die letzte Kurve, rein in die Zielstraße und das Ziel vor den Augen. 200 Meter, 100, 50, geschafft. Die arme Richtung Himmel gestreckt und ein 'Jaaa' ausgerufen. Ich habe es geschafft. Ich bin meinen ersten Halbmarathon gelaufen. Noch nie zuvor bin ich 21 Kilometer am Stück gelaufen. Mein ganzes Gesicht schien zu Lächeln. 

Foto nicht am Ziel aufgenommen, aber so muss es ausgesehen haben :)
Ich habe meine Medaille in Empfang genommen und Familie und Freunde gesucht und gefunden. Alle haben sich für mich gefreut und ein Jubelschrei kam auf, als ich meine Platzierung vorlas: 
Platz 10'326 (von 30'028) mit einer Zeit von 2:05:44


Ein unvergessliches Erlebnis und ich bin mir sicher, dass dieser Halbmarathon bestimmt nicht mein letzter Wettkampf war.


Der Link zum Lauf - hier klicken

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