100 Meilen Berlin - kein Laufbericht

08:22

Vor meinem Start 2018 als Einzelläufer war ich aufgeregt, genau wie 2017 oder 2016 als Läufer einer 2er Staffel. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, das es als Volunteer genauso sein kann, bzw. ist. Ich war jetzt im 3. Jahr im Orga Team, aber das erste Mal zusätzlich im Bereich Startunterlagen. Seit November 2018 liefen die Vorbereitungen und befinden sich nun in der heißen Phase.


Noch drei Tage bis zum Start
Neun Volunteers treffen sich im H4 Hotel, um die Startunterlagen vorzubereiten. Vier Personen stehen an einer Tischreihe, zwei weitere fädeln die Chips auf die Armbänder. Wie am Fließband werden für über 520 Einzelstarter über mehrere Stunden die Umschläge gefüllt, bis sie am Ende zugeklebt und nach Nummern einsortiert werden. Am Nachbartisch geschieht das gleiche für die Staffeln. Dabei wurde viel erzählt und gelacht. So lernte ich auch den Unterschied zwischen Eltern in Schwimmhallen in Prenzlauer Berg und Marzahn kennen.

Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich mich für jede Starterin und jeden Starter freute. Chrissie hatte die Idee, kurze Notizen / Wünsche auf den Umschlägen zu hinterlassen. Cool, das ist ein extra Motivationsschub. Allen Startern, deren Name ich kannte, wünschte ich einen schönen Lauf. Das ich meine Wünsche einigen am  Freitag persönlich übermitteln durfte, empfand ich als Privileg.

Noch zwei Tage bis zum Start
Am Donnerstag wurden die Starterbeutel für Einzelläufer und Staffeln gepackt, die Livecam, die die Stimmung bei der Ausgabe in die Welt senden sollte, installiert, der Foyerbereich und Shop (den haben die Frauen richtig gut hinbekommen) vorbereitet. Alles sah schick aus, der Feinschliff folgte schließlich am Freitag in der Früh. Für gewöhnlich findet Donnerstags ein Lauftraining der LG Mauerweg statt, doch statt im Stadion Runden zu drehen, kam die Gruppe ins Hotel, um zu helfen. Stark.

Noch einen Tag bis zum Start 
Ich bin aufgeregt, war schon vor 8 Uhr im Hotel. Ein bisschen dies und das und alles war fertig. Gegen 9 Uhr waren alle Volunteers anwesend, trugen ihre schicken Shirts und nach einer kurzen Ansprache und Einweisung öffneten wir um 10 Uhr die Türen und es ging sofort los, die ersten Nummern wurden übergeben. Ein kurzer Blick auf die Uhr, 11:15 Uhr. Wow.
Der Live Stream funktionierte
Bei Läuferinnen und Läufern, die das erste Mal bei den 100 Meilen in Berlin am Start waren und deren Aufregung ich spüren konnte, ließ ich mir etwas mehr Zeit, um einiges zur Strecke zu erklären und Tipps zu geben. Hier haben mir meine eigenen Erfahrungen definitiv weitergeholfen.
Es gab einige, die ihre Nachtausrüstung wie Lampen und Westen in Teltow, am WP 3, deponieren wollten. Anhand ihrer Wunschzeit für den Lauf (ankommen, 26+ Stunden) empfahl ich dann doch Schloss Sacrow in Betracht zu ziehen, da die Tage kürzer werden und es ziemlich schnell dunkel wird. Einer sagte, er hat alles doppelt dabei und wird dann eine Lampe und Weste am WP 2 und 3 deponieren lassen. Auch gut.

Teilnehmer konnten sich auch wieder ein Steinchen der Berliner Mauer nehmen und wer vor 13 Uhr seine Startnummer abholte, bekam einen leckeren Keks. Sie waren wirklich lecker. Hier platzierte ich hin und wieder meinen Tipp, Keks und Stein nicht zu verwechseln.

Starttag
Während die Einzelläuferinnen und Einzelläufer bereits seit 6 Uhr und die Staffeln seit 7 Uhr unterwegs waren, kam ich entspannt um 10:30 Uhr beim Ruderclub Hennigsdorf, dem Wechselpunkt 1, an. Nette Gespräche hier und da, Läuferinnen und Läufer anfeuern und begrüßen. Ronald von den Rundendrehern wollte nach seinem Zieleinlauf erstmal seine Ruhe haben, Diana von den Punkrunners musste sich nach Ihrer neuen Bestweite erstmal sammeln. Emotionen pur.
Bart hatte knapp die Hälfte seiner Strecke geschafft. Hier beim Ruderclub Hennigsdorf WP1.  
Olli, mein Laufpartner, war mittlerweile auch da und um kurz vor 12 übernahmen wir vom Team 1 die Utensilien und machten uns um 12 Uhr auf den Weg Richtung Schloss Sacrow. In der Hand hielt ich stolz meinen Besen, den meine Frau für mich bastelte. Zum ersten Mal war ich Besenläufer.

Unser erster VP war der Grenzturm Nieder Neuendorf. Da wir zwei Läuferinnen vor uns sahen, ließen wir uns dort etwas mehr Zeit. Immerhin sollten wir uns an die Cut-Off Zeiten orientieren. Olli nahm den Turm in Angriff, während ich unten blieb und mit dem Team vom Vollmond Marathon quatschte.

Auf dem Weg zum nächsten VP in Schönwalde liefen wir auf die zwei Läuferinnen der zweier Staffeln auf, die wir am Grenzturm los laufen sahen. Die Sonne brannte, die Luft war trocken und der Durst groß. Ich hatte genügend Wasser dabei um zu teilen und gab gerne den Inhalt meiner großen Soft Flask weiter. Anschließend ließen wir sie wieder ziehen, um keinen Druck aufzubauen. Unsere Ziele waren, zu motivieren, zu unterstützen.

In Schönwalde angekommen, erreichte mich ein Anruf von der Zeitnahme, zwei Läuferinnen sind noch hinter uns. Schreck, das kann nicht sein. Ich fragte nach den Startnummern, rannte zu einem Fahrradfahrer, ob er die Nummern der zwei Frauen sah, die vor wenigen Minuten los liefen. Eine Nummer hatte ich im Kopf, die andere nicht. Glücklicherweise waren es die zwei am Telefon genannten Nummern. Nach einem Update an seinem PC waren sie dann auch vor uns. Puh... Wir waren uns sicher, das niemand hinter uns war und trotzdem verunsichert.

Ein Helfer vom VP 10, Karolinenhöhe, kam mit seinem Auto in Schönwalde an. Durch die hohen Temperaturen wurden die Getränke knapp. Also anpacken, aus dem LKW aus- und ins Auto einladen. Läuft. Auch für uns, wir liefen weiter.

Am nächsten VP, dem der LG Nord, wurde uns ein kühles Mixbier angeboten. Zu schön. Zisch. Ein Gespräch mit Mama Wanni und weiter. Immer wieder trafen wir auf die zwei Läuferinnen, unterhielten uns eine Weile, boten Hilfe an falls nötig und ließen uns wieder zurückfallen.

Am VP 10, Karolinenhöhe, stand Anne, Ollies Doping. Er lief nach diesem VP weiter, als wären wir erst gestartet. Als wir wieder zu den Frauen aufschlossen, deren Radbegleitung zum Team stieß, unterhielten wir uns eine Weile, auch über die Cut-off Zeiten. Durch längere Gehpausen schmolz der Vorsprung etwas, jedoch wurde es nie kritisch.
Als Postbote die niedergeschriebenen Gedanken von Stephanie an die Wand gepinnt.
Ehrung für Dieter Wohlfahrt. 

Hunger, ich hatte hunger. Wie gerufen kam da der VP 11 - Pagel & Friends.

Nach weiteren fast acht Kilometern trafen wir am Schloss Sacrow ein. Hier übergaben wir an das Besenläufer Team 3. Insgesamt waren wir 6:10 Stunden und 38 Kilometer unterwegs. Großartige Leistung für Olli, der damit Bestweite lief.

Ein riesen Dankeschön bekamen wir von Antje und Kerstin. Tolle Geste. Danke dafür!

Ursprünglich wollten Olli und ich noch den Marathon voll machen, aber ich änderte meinen Plan am Morgen, da ich hörte, das im Stadion Leute ausfielen. Auch meine Schwester sagte einen Termin ab und verlängerte ihre Schicht um viele Stunden. Also fuhr ich von Sacrow zum Stadion (Danke fürs mitnehmen an Anne und Olli bis zum Zoo), um Andrea und ihr Team zu unterstützen, wenn auch nur für drei Stunden.

Was mich total freute war, dass ich Sascha, dem Gewinner der 100 Meilen,  seinen Zieleinlauf erleben und ihm sein Finisher Shirt überreichen durfte.


Gegen Mitternacht war ich zu Hause und am Sonntagmorgen um 8:30 Uhr im Hotel. Foyer aufgeräumt, Shop schick gemacht und um ca. 11 Uhr beendete ich meine 100 Meilen von Berlin. Schönen Feierabend.

Zugegeben, ich war am Sonntag ziemlich kaputt, aber ich hatte Spaß. Vom eintüten der Startunterlagen, vorbereiten des Foyers, der Ausgabe der Nummern inklusive einer super Pasta Party, über Besenlauf und Stadion. Es war eine unglaublich tolle Erfahrung. Immer hatte ich sympathische Leute um mich herum und spürte die postive Aufregung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Ausgabe an und auf der Strecke.

Das schönste waren jedoch die vielen Dankesworte vom Teilnehmerfeld. Ob persönlich oder online - einfach schön.

Das Orga Team bestand aus 17 Personen und deren Teams. Jedes Team hatte seine Aufgaben, plante und bereitete sich vor. Ich fand es total spannend, wie am Ende alle Zahnräder ineinander griffen und die 100 Meilen Maschine zum Laufen brachte. Es funktionierte bis zum Ende der Veranstaltung. Stockte es mal, war umgehend jemand mit einer Flasche Öl da und machte es wieder geschmeidig.
Wenn jemand Hilfe benötigte, egal in welchem Bereich oder an welchen VP, es fand sich immer jemand, der half.

Ich erlebte die Veranstaltung als Volunteer so intensiv wie nie zuvor und denke bestimmt ebenso gerne daran zurück, wie alle, die an den 100 Meilen Berlin teilnahmen. Ich grüße alle Teams und Volunteers an dieser Stelle und danke für ein großartiges Event.

In diesem Sinne alles Gute und bis bald auf irgendeiner Strecke

René


Es folgen alle Bilder nicht sortiert.





























Auch im Stadion hatten die Volunteers Spaß :)

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